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”A Gem amongst Stones” 02
 

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Das Gefühl, sich endlich richtig waschen zu können, war herrlich und Garrett wusch sich erst einmal gründlich die Haare und auch seinen Körper, ehe er das Wasser abließ, nachwusch und sich neues Wasser einließ, um sich ein weiteres Mal überall zu waschen. Sicherlich, die Schwestern der Mission hatten den Pennern, die immer wieder einmal übernachteten und bei ihnen aßen, diverse Mittel gegeben, damit sie keine Läuse bekamen ... doch trotzdem war es unvermeidbar, daß sich der Dreck festsetzte, und das Gefühl endlich wieder sauber zu sein, war eigentlich schon unbeschreiblich. Als sich der Schwarzhaarige ein drittes Mal gründlich gewaschen hatte, genoß er das erneut frisch eingelassene Wasser und legte sich einfach nur zurück ... doch auch das nicht für lange, denn er wollte noch etwas anderes tun und kam schließlich raus, ließ das Wasser ab und trocknete sich, ehe er zu der Waschmaschine ging, die vor einigen Minuten fertig geworden war. Es dauerte gerade einmal einige Minuten, die Wäsche in den Trockner zu tun und ihn anzustellen ... dann begab sich Garrett auf die Suche und grinste, als er eine Schere fand und damit begann, seinen verzottelten Bart abzuschneiden. Alleine schon das war eine Erleichterung - doch es war nicht genug und Garrett nahm den Rasierschaum auf, der dort stand, seifte sein Gesicht ein und ließ heißes Wasser in das Waschbecken, ehe er damit begann, mit dem Einmalrasierer die letzten Stoppeln abzurasieren.

Derweil wurde Sterling mit dem Kochen fertig und ging in sein Zimmer, um seinem Gast eine Jogginhose und ein Shirt zu bringen. Er hatte die Waschmaschine hören können und das hieß, daß Garrett sicher keine Wäsche zum Anziehen hatte. Also holte er alles, klopfte, und wartete auf ein herein. “Ich bringe etwas zum Anziehen.”

Als er das hörte, blickte Garrett verdutzt auf - doch dann rief er ein kurzes "Herein." und drehte sich wieder zum Spiegel, um die letzten Stoppeln auf seiner Wange zu rasieren. Er sah im Spiegel, daß der junge Hellblonde Kleidung dabei hatte und nickte zur Waschmaschine, sprach ein kurzes "Legs darauf, ich komme gleich." und widmete sich dann wieder dem Rasieren, damit er sich nicht schnitt.

Sterling trat ein und legte die Sachen auf die Waschmaschine. Sein Gast hatte keine Scham, das sah man deutlich - aber es sorgte dafür, daß Sterling etwas rot auf den Wangen wurde. “Essen ist so gut wie fertig. Ich denke, du findest den Weg in die Küche.” Sterling verschwand so schnell, wie er gekommen war, und atmete draußen tief durch. Garrett sah ziemlich gut aus, obwohl er noch nicht ganz rasiert war. Er war etwas mager, aber sicher war er mal etwas kräftiger gewesen. Jetzt war er ganz sicher, daß er gleich den richtigen Mann ausgesucht hatte.

Im Bad rasierte sich der Schwarzhaarige fertig und wusch dann sein Gesicht ab, ehe er das Aftershafe auftrug und leise seufzend die Bürste aufnahm. Es würde ein Haufen Arbeit werden, die Nester aus seinen Haaren zu bürsten, doch er setzte sich auf den Rand der Wanne und begann mit der ersten Strähne. Erst eine geraume Weile später war er fertig und seufzte leise, stellte sich nochmal an den Spiegel und frisierte drüber, ehe er sich die Kleidung anzog und nach einem Moment des Zögerns aus dem Bad trat und zur Küche ging. Sie war leicht zu finden - denn es roch mehr als nur gut und Garrett brauchte nur dem Geruch und dem Geräusch des Geschirrs nachzugehen.

Sterling gab gerade alles auf die Teller und wollte sie an den Tisch stellen, als sein Gast eintrat. Er stand kurz steif da und starrte ihn an, denn jetzt war das Haar auch noch gebürstet, und die Nester waren rausgekämmt. “Unglaublich.” stellte er fest, und schon wieder kroch der rote Schatten in seine blassen Wangen.

Und gerade das veranlaßte Garrett, eine seiner Brauen zu senken, ehe er an den Tisch trat, sich setzte und leise seufzte. "Krieg dich wieder ein, Sterling - ich tu dir nichts und du brauchst nicht so vorsichtig sein. Ich bin zwar ein Penner, aber ich habe ein gewisses Ehrgefühl und räume dir in der Nacht nicht die Bude aus. Okay ?"

“Das hab ich auch irgendwie nicht gedacht ... ich war nur überrascht.” Sterling fing sich wieder und stellte Garrett den Teller vor die Nase, und er selber setzte sich nun auch, um zu essen. “Ich hoffe es schmeckt ... und du kannst noch mehr haben, ich hab genug gekocht.”

Ihm antwortete nur ein kurzes Nicken, ehe Garrett seinen Löffel aufnahm und zu essen begann. Er ließ sich nicht anmerken, wie gut es ihm schmeckte und wie groß sein Hunger war ... denn er erinnerte sich an seine Manieren und aß zwar zügig und hungrig, achtete aber immer darauf, nicht zu schlingen. Doch er holte sich noch Nachschlag, als er mit seiner ersten Portion fertig war und aß auch diese auf, ehe er sich noch einen Apfel nahm und ihn etwas ruhiger und mit Genuß knabberte. "Das war gut, Jungchen - hätte nicht gedacht, daß du so gut kochen kannst. Bist nicht so ein Schnösel wie die Anderen, hm ?"

“Nur wenn ich allein bin. Ich finde das Leben in der höheren Gesellschaft langweilig, deswegen bin ich lieber hier und stelle mich den Aufgaben des wahren Lebens ... kochen zum Beispiel.” Garrett hatte auf jeden Fall einen ziemlichen Appetit gehabt und trotzdem gute Manieren, fast zu gut für einen Mann von der Straße. “Vielleicht gehen wir ins Wohnzimmer, da redet es sich besser.”

"Gute Idee - sehr gute sogar. Denn ich habe noch einige Fragen, und die stelle ich lieber, wenn ich auf einem weichen Sofa sitze." Noch während er sprach, stand Garrett auf und nahm sein Geschirr, stellte es in die Spüle und nickte zu dem ein wenig Kleineren, daß dieser ins Wohnzimmer vorgehen sollte. Auf die Wette ging er noch nicht ein - denn auch das konnten sie besser im Wohnzimmer besprechen.

Sterling ging vor und setzte sich auf das Sofa. Er wartete, bis sich sein Gast gesetzt hatte, und überlegte kurz. “Du hast sicher noch Fragen.” Es war offensichtlich und der Blonde wartete darauf, daß Garrett seine Fragen stellte.

"Natürlich habe ich Fragen. Wie hast du dir das im Einzelnen vorgestellt ? Was soll nun passieren ? Wie soll ich sein, damit du diese Wette gewinnst ? Und vor allem will ich schriftlich von dir, daß ich die vierzigtausend nach Ablauf der Woche bekomme - egal, ob du gewinnst oder nicht, ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß du so arm bist, daß du es nicht zahlen kannst. Für mich hingegen bedeuten diese vierzigtausend ein neues Leben - einen wirklichen Neuanfang, denn so kann ich mir nicht nur eine Wohnung, sondern dann auch wieder einen Job holen, und endlich aus der Straße herauskommen." Gerade das war Garrett sehr wichtig - und das sah man ihm auch an. "Aber in einem brauchst du dir keine Sorgen machen ... ich werde mir Mühe geben, da es auch für mich gut ist, wenn ich mich so gut wie möglich erhole. Denn es wird mir bei den Vorstellungsgesprächen helfen."

“Natürlich bekommst du alles schriftlich - und ich werde auch zahlen können, wenn die Wette verloren geht, auch wenn ich das bezweifle. Du hast sehr gute Manieren, das sieht man sofort ... und irgendwie glaube ich, daß es klappt. Die Wette besteht darin, daß du am Ende der Woche im Country-Club vorgestellt werden kannst, ohne daß auffällt, daß du auf der Straße gelebt hast. Solange wohnst du hier, kannst dich erholen und so viel essen, wie du magst.” Der Appetit war deutlich zu sehen gewesen und man sah auch, daß Garrett mal kräftiger gewesen war als jetzt.

Zuerst verengte der Schwarzhaarige nur kurz die Augen - doch dann nickte er und seufzte leise, als er sich langsam entspannte. "Das ist gut - es gibt hier in dem Hochhaus doch sicherlich auch ein Fitneßcenter oder ein Schwimmbad, nicht wahr ? Wenn ja, möchte ich das auch nutzen ... denn es nützt nichts, wenn ich nur esse, ich muß es auch umsetzen. Und ja, ich habe gute Manieren - das ist eines der wenigen Dinge, die ich mir noch erhalten konnte." Alleine schon die Erinnerung daran, was er früher gehabt hatte, schmerzte Garrett ... doch er fing sich schnell wieder und neigte sich wieder vor, um sein Gegenüber zu mustern. "Okay, Kleiner - setzen wir den Vertrag auf. Ich will das zwischen uns haben und nicht mit einem Anwalt regeln, das geht keinen Anderen etwas an, nur uns beide. Und ich hoffe, daß ich dich richtig einschätze und der Vertrag eigentlich unnötig wäre, weil du zu deinem Wort stehst. Aber du verstehst sicher auch, daß ich mich absichern möchte ... denn es ist meine Zukunft, die hier auf dem Spiel steht. Auf der Straße überlebe ich vielleicht noch fünf oder zehn Jahre - dann bin ich zu alt und krank und kann von Glück sagen, wenn ich noch einen Winter überlebe. Das jetzt gibt mir die Möglichkeit, daß ich arbeiten und mir ein Auskommen verschaffen kann, solange es noch möglich ist."

“Das verstehe ich sehr gut. Und deswegen habe ich ja auch in Betracht gezogen, das Geld an den zu geben, den ich aussuche. Ich bin gleich wieder da.” Sterling ging kurz ins Arbeitszimmer, holte seinen Laptop und kam zurück, um das Textprogramm zu öffnen. Er tippte rasch alles Wichtige ein und gab dann den Laptop Garrett, damit er lesen konnte, was er geschrieben hatte. “Wenn du etwas verbessern möchtest, dann schreib es hinein - aber ich glaube, ich hab alles Wichtige.”

Der Ältere nickte nur und las sich den Text durch, ehe er wieder nickte und den Laptop zurückgab. "Drucks aus, damit wir es unterschreiben können, ja ? Dann fühle ich mich wohler. Ich weiß, ihr jungen Leute habt alles in euren Laptops und Handys, aber mir ist es noch immer lieber, auch eine ausgedruckte Version in den Händen halten zu können." Anders als viele der Penner hatte Garrett immer versucht, sich auf dem Laufenden zu halten und oft in den Missionen, in denen sie übernachten durften, das Internet und die Computer ausprobiert, so daß er sich so gut es ihm möglich war, damit auskannte.

“Sicher doch.” Sterling öffnete den Laptop wieder, drückte auf 'drucken' und im Arbeitszimmer summte der Laserdrucker. Dann stand er auf, nahm den Laptop und brachte ihn zurück, und kam mit den Ausdrucken und einem Kugelschreiber zurück. “Du kannst dich hier dann frei bewegen, auf dem Dach kannst du Sport treiben.” Er unterschrieb die Papiere, und schob dann alles zu Garrett.

Jener las sich nochmal alles durch und nickte kurz, ehe auch er unterschrieb und einen der Ausdrucke faltete und bei sich behielt. "Auf dem Dach ? Sorry, aber das ist mir zu unsicher. Habt ihr kein Fitneßcenter ? Oder ist es unter deiner Würde, mich dorthin mitzunehmen ?"

“Auf dem Dach ist ein Sportstudio und eine Laufbahn untergebracht, und dazu noch ein Pool. Ich hab mich etwas schlecht ausgedrückt.” Sterling hatte es wirklich doof ausgedrückt - er hatte vergessen, daß sein Gast ewig auf der Straße gelebt hatte. “In deinem Zimmer steht auch ein Computer, du kannst auch das Internet benutzen.”

Im ersten Moment war Garrett wirklich verblüfft - doch dann schmunzelte er und schüttelte leicht amüsiert den Kopf. "Die haben das aufs Dach gebaut ? Ganz ehrlich, das ist oberdämlich ... alleine schon wegen der Statik. So etwas baut man am Besten in den Keller oder in das untere Drittel des Gebäudes, vor allem, wenn es das Gebäude so hoch ist. Aber gut - ich denke mal, sie werden schon daran gedacht haben ... und ja, ich werde das Studio wirklich nutzen. Lassen die mich da ohne dich rein ? Oder mußt du mitgehen ? Höchstwahrscheinlich ja, schließlich ist es ja bestimmt nur für Bewohner. Und danke wegen dem Internet, ich surfe hin und wieder ganz gerne, und heutzutage muß man das ja auch können."

“Ja, das ist wichtig. Du kannst das Internet nutzen, wann immer du möchtest. Und Morgen besorgen wir am Besten neue Kleidung, deine ist etwas arg zerschlissen.” Er sagte es eher diplomatisch und hoffte, daß es jetzt nicht doof herüberkam.

Doch anders, als man meinen könnte, entlockte die Bemerkung Garrett nur ein leises Seufzen, das aber von einem Lächeln gemildert wurde. "Um ehrlich zu sein - das ist noch eine Untertreibung. Ich wäre dir sehr, sehr dankbar, wenn du mir das auslegen könntest ... sicher, es gehört zu deiner Wette, doch ich sage dir ehrlich, daß ich mir schwer damit tue, Almosen anzunehmen. Deshalb betrachte ich es so: Es ist ein Geschäft zwischen uns. Du gibst mir alles, das ich brauche, um wieder in Form zu kommen - und ich beweise deinen Freunden, daß auch ein Penner von der Straße ein Mensch sein kann. Okay ? Und keine Sorge ... ich bin nicht unverschämt, ich weiß genau, was ich brauche und was gut genug aussieht, um in eurer Klasse zu spielen, ohne ein Vermögen zu kosten."

Sterling glaubte ihm sofort. Der Mann hatte etwas, das ihm die Gewissheit gab, daß er es wirklich alles schaffte. Es war seine Selbstsicherheit und auch die Art, wie er sich bewegte. Er hatte nicht nur gute Manieren, sondern auch den Charme, den man in der hohen Gesellschaft erwartete. “Nun, ich gehe dann schlafen. Wenn du früher aufstehst als ich, der Kühlschrank ist voll.”

"Das sehen wir noch - es ist lange her, daß ich in einem richtigen Bett und sauber schlafen konnte. Aber danke für dein Angebot." Mit den Worten stand Garrett auf und nickte noch einmal, ehe er wieder in das Gästebad ging und die inzwischen trockene Wäsche samt seinem Rucksack aus dem Trockner nahm, seine Abschrift des Vertrags in den sehr abgetragenen Geldbeutel steckte und alles mit in das angrenzende Gästezimmer brachte, in dem er schlafen und wohnen durfte. Von dem jungen Reichen ungesehen huschte ein ehrliches und fast schon erschöpftes Lächeln über die Züge des Schwarzhaarigen, als er sich auf das weiche Bett setzte ... dann zog er sich bis auf den Slip aus und legte sich hin, um fast sofort einzuschlafen.

 

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