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”Straße zur Liebe” 04
 

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Etwa zwanzig Minuten später stand Nathaniel wieder auf, zog sich frisch an und ging zum Arbeitszimmer von Kent, in dem er ihn dösend im Sessel vorfand. Er lächelte warm, als er das ruhige Gesicht betrachtete und blieb leise, um ihn noch nicht zu wecken. Der Anblick war sehr schön ... Nath beobachtete ihn gern und lächelte, als Kent im Schlaf leise seufzte und lächelte.

Denn der Schwarzhaarige träumte gerade von dem Mann, der ihn nun beobachtete und gerade, als sie sich im Traum so nahe gekommen waren, daß sie sich gleich küßten, hob die kleine Katze auf dem Schoß Kents den Kopf und miaute leise. Noch im selben Augenblick wachte Kent auf und seufzte mißmutig, neigte sich zu seiner Katze und streichelte sie sanft, ehe er wieder aufblickte und bis ins Mark erschrak.

Die Katze erschrak ebenso und das so sehr, daß sie auf Nath zusprang, der sie auffing und heruntersetzte. “Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Und nicht stören, du hast noch so friedlich geschlafen und geträumt.”

"Mein Gott ... sorry, aber ich habe dich nicht bemerkt. Und ja, ich habe ganz gut geschlafen, aber mein kleiner Racker hatte mich schon aufgeweckt und wollte gestreichelt werden." Daß die Katze aufgewacht war, weil Nathan hergekommen war, ahnte Kent nicht und so stand er einfach auf und klopfte kurz auf seine Hose, um die losen Katzenhaare loszuwerden. "Ich denke, wir fahren, oder ? Du bist schon so fix und fertig und aufbruchbereit, gerade, daß du nicht auf der Stelle trippelst." Den Eindruck hatte der Schwarzhaarige, als er das freudige Strahlen auf den Zügen Naths sah und lachte leise, als er seinen Geldbeutel vom Schreibtisch nahm und in den Gang nickte. "Komm, gehen wir - nur noch die Stiefel und den Autoschlüssel, dann kannst du den Fahrtwind wieder um die Nase spüren."

“So halbwegs zumindest.” Nath lachte wieder, denn ein Auto war schon ein anderes Gefühl, als wenn man mit einem Motorrad unterwegs war. Er hatte nebenher schon nach seiner Maschine gesehen und sie war zum Glück nicht so kaputt, wie er es nach dem Unfall gedacht hatte. Trotzdem musste er auch dafür noch ein paar Dinge besorgen.

Und diese Ersatzteile würde Kent für ihn bezahlen - und er würde auch keine Widerworte gelten lassen. Noch während er daran dachte, nahm der Schlankere die Autoschlüssel vom Haken bei der Türe und zog noch seine Cowboystiefel an, ehe er die Türe hinter ihnen zuschloß und Nathan zum Auto folgte. "Du weißt ja, was wir brauchen ... ich gehe einfach mit dir mit und zahle, ja ? So ist es am Einfachsten. Ich müßte nur noch kurz zur Post und auch zum Laden, damit ich die Vorräte wieder auffüllen kann."

“Also zumindest für das Motorrad musst du nicht zahlen. Und natürlich kannst du alles besorgen, ich werde eh die meiste Zeit im Baumarkt sein.” Nath folgt in die Garage und setzte sich auf den Beifahrersitz des Wagens. Er wollte Kent fahren lassen, da es ja sein Auto war.

Außerdem war Nathan noch immer nicht völlig auf dem Damm und Kent würde sich auch dumm vorkommen, wenn er ihn fahren lassen würde. Zu dessen Worten sagte er erst einmal nichts, sondern fuhr den Wagen aus der Garage und die Auffahrt runter, ehe er wendete und die kleine Straße zur Hauptstraße entlangfuhr. "Am Besten überlegst du dir schon, was du alles brauchst - wir besorgen erst alles für den Zaun, dann alles, was du für dein Bike brauchst und dann den Rest ... so können wir die Sachen gut auf die Ladefläche verstauen. Okay ?"

“Also gut, dann machen wir das so.” Nath nickte und schnallte sich noch an, bevor Kent losfuhr. Er genoss die Fahrt, merkte aber auch, daß der Schwarzhaarige immer angespannter wurde, je näher sie der Stadt kamen. Vielleicht würde er es nochmal ansprechen denn er ahnte, daß ihm mal etwas passiert sein musste, das tief saß und diese Anspannung auslöste.

So war es auch - doch es war schon einmal schlimmer gewesen und Kent merkte gar nicht mehr, daß er sich noch immer etwas anspannte. Schließlich kamen sie nach fast einer Stunde Fahrt in der Stadt an, in der Kent immer einkaufte und auch sein Postfach hatte ... doch er hielt nicht wie gewohnt an dem Einkaufscenter, sondern fuhr zu dem Baumarkt, um dort zu halten. "So, wir sind da - ich denke, du weißt was du willst, ich schiebe nur den Einkaufswagen, okay ?" Es war dem Schwarzhaarigen sichtlich peinlich, daß er so wenig von handwerklichen Dingen verstand und so überließ er Nathan das Ruder, damit dieser raussuchte, was sie brauchten.

Aber Nath verstand etwas davon und nickte. “Dann machen wir es so.” Mit den Worten stieg er aus und betrat zusammen mit Kent den Baumarkt. Auch dabei bemerkte er, das jener den Menschen sehr auswich, und Berührungen vermied. Auch das sprach er nicht an und ging dichter neben Kent, um ihm etwas Sicherheit zu geben.

Eine Nähe, die dieser auch instinktiv suchte und brauchte. Kent bemerkte es nicht einmal - erst, als sie schon alles eingeladen hatten und in der Kassenschlange standen, war er froh, als Nathan sich hinter ihn stellte, damit ihm nicht die Frau hinter ihnen noch näher auf den Pelz rückte. "Danke, Nathan ... ah, wir sind gleich dran, hilfst du mir ? Dann bekommen wir die Sachen schneller auf das Band, nur bei den Latten genügt eine."

“Klar.” Die Latten würden im Wagen bleiben und Nath half Kent nun dabei, alles auf das Band zu räumen, und schirmte Kent dabei wieder ab. Er lud auch alles wieder ein und half dann auch nach dem Zahlen, die Hölzer auf der Ladefläche zu verstauen. “Also dann jetzt weiter, ich hab auch die Teile fürs Bike da bekommen.”

"Danke nochmal - und ja, ich habe mich auch gewundert, aber der Laden ist scheinbar sehr gut sortiert." Zum Glück hatte Nathan nichts gesagt, als Kent für alles zahlte ... und er würde auch nichts davon zurückhaben wollen, schließlich war er ja damals überhaupt an dem Unfall Schuld gewesen. "Ich denke, es ist am Besten, wenn wir als Nächstes die Vorräte kaufen - dann haben wir auch das hinter uns und ich muß nur noch kurz auf dem Rückweg am Postamt vorbei und nachsehen, ob etwas da ist." Es war Kent sichtbar peinlich, das zu sagen ... denn eigentlich könnte der Postbote auch zu seinem Haus kommen, doch es war Kent lieber, ein Postfach zu haben und es einmal die Woche zu leeren.

Das war Nath auch aufgefallen, aber er sagte auch hier nichts. Jeder Mensch hatte so seine Eigenarten, und er wollte Kent nicht verändern - denn er war so, wie er war, genau richtig.

Von diesen Gedanken ahnte dieser nichts, als sie weiterfuhren und dann vor dem großen Supermarkt hielten. Auch hier brauchten sie nicht allzulange, da sie beim Einkaufen zusammenhalfen - und Kent merkte wieder einmal, wie gut sie eigentlich zusammenpaßten, da sie in vieler Hinsicht den gleichen Geschmack hatten. Es zauberte ein Lächeln auf die Züge des Schwarzhaarigen, als er es bemerkte ... und es machte ihm den Einkauf viel leichter, da er sich auf Nathan konzentrierte und die Menschen um sich herum nicht mehr so bemerkte. Auch an der Kasse blieb der kräftige Braunhaarige bei ihm und Kent atmete erleichtert auf, als die jungen Frauen, die ihnen hinterherschmachteten, etwas auf Abstand gingen ... doch dann wurde er abgelenkt, als sie die Ware auf das Band legen mußten, und wartete darauf, daß die Kassiererin das Einlesen begann.

Dabei blieb Nath erneut bei Kent und legte einfach einen Arm um ihn, damit die Kassiererin sich nicht auf Kent und ihn konzentrierte, weil sie nur schmachtete ... sondern sich auf die Arbeit stürzte, um die Ware einzulesen.

Der Schlankere blickte überrascht auf Nathan, als dieser seinen Arm um ihn legte - doch es fühlte sich gut an und Kent lächelte sacht, als er die Ware wieder in den Wagen legte und schließlich zahlte. Es ging viel schneller als sonst und als sie endlich aus dem Supermarkt rauswaren und zum Wagen gingen, atmete Kent erleichtert aus. "Danke dir, Nathan ... die Frauen sind immer so aufdringlich und lassen sich gerade extra Zeit, damit ich länger dableiben muß."

“Habs mir gedacht - ich denke, das hat sie jetzt abgeschreckt.” So hatten sie wie ein Paar ausgesehen, und das schreckte Frauen meist ab. “Ich denke nur noch die Post, und dann verdrücken wir uns.”

"Ja ... dann können wir endlich zurück nach Hause. Sorry, daß ich nicht gern in der Stadt bin - du mußt mich für einen völligen Idioten halten, hm ?" Während er sprach, öffnete Kent die Ladefläche seines Pickups und holte die Klappkisten heraus, damit sie die Einkäufe einräumen konnten. "Nimmst du die Kühltüten ? Damit nichts auftaut oder warm wird ..."

“Klar, gern doch.” Er nahm die Tüte und verstaute sie vorne im Wagen, wo er sich auch wieder hinsetzte und auf Kent wartete. “Ich finde es nicht schlimm, daß du dich nicht wohlfühlst. Nicht jeder geht gern unter Menschen.”

Inzwischen war auch der Schwarzhaarige mit dem Einpacken fertig und schloß die Ladeklappe, kam wieder nach vorne und lächelte verlegen, als er sich hinter das Steuer setzte. "Ja ... aber ... weißt du, früher ... ich wurde überfallen, als ich noch in der Stadt wohnte. Ich habe seither Angst vor vielen Menschen - aber es ist schon viel besser geworden, anfangs konnte ich nicht einmal aus der Wohnung raus. Es hilft mir, daß es hier nicht so voll ist und daß ich in meinem schönen Haus allein bin, und Niemand in der Nähe wohnt."

“So etwas hatte ich mir fast gedacht. Ich kann verstehen, daß du dann Angst hast.” Er tat es wirklich ... denn es war sicher nicht leicht, so etwas zu überwinden. “So hast du Zeit, es zu verarbeiten.”

Kent antwortete nur ein kurzes "Ja.", ehe er mit einem leichten Lächeln den Wagen anließ und aus dem Parkplatz fuhr. Der Weg zum Postamt war kurz und es dauerte auch nicht lange, bis das Postfach geleert war - wie immer, fanden sich einige Briefe seines Verlegers und noch mehr Post, doch es war nicht so wichtig, daß er es gleich lesen mußte und so konnten sie den Weg nach Hause antreteten.

 

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Nath lächelte zufrieden und schloss die Gartentür. Das letzte Quietschen der Scharniere war beseitigt, und alles war perfekt. Der Zaun war fertig und eigentlich zog es ihn jetzt weiter, auch wenn er Kent nur ungern verließ. Aber er hatte schon einen neuen Job, da sein Jahr verplant war. Den einen Job hatte er absagen müssen, aber den, der nun kam, wollte er gern machen.

Etwas, das der junge Autor ahnte, da Nathan immer unruhiger geworden war. Gerade in den letzten Tagen hörte er immer wieder seine Handymailbox ab und telefonierte hin und wieder, und auch wenn Kent in ein anderes Zimmer ging, so bekam er doch mit, daß es um einen anderen Job ging. Und Nathan war inzwischen auch wieder völlig gesund und nur ein paar Narben zeigten, daß er einmal so schwer verwundet worden war. "Der Zaun sieht absolut klasse aus, Nathan ... ich bin froh, daß du ihn repariert hast."

"Ich finde, ein guter Zaun gehört vor so ein schönes Haus, und jetzt passt er zu dem tollen Garten.” So war alles wieder noch hübscher. “Du hast sicher schon mitbekommen, daß ich gehen werde, oder ?”

Die Frage ließ Kent leise seufzen und er nickte, als er zu dem großen Braunhaarigen rausging und unsicher vor ihm stehenblieb. "Ja, ich weiß ... dein nächster Job wartet. Ich wollte dir noch für alles danken, Nathan - und das hier ist für dich." Mit den Worten nahm der Schwarzhaarige eine Rolle Geldscheine heraus und drückte sie Nathan in die Hand, schloß dessen Finger darum und lächelte kurz. "Und keine Widerrede ... du warst mir eine so gute Muse, daß ich das Buch schon drei Monate früher fertigschrieb und eine Prämie dafür bekam - und das hier ist die Hälfte davon, das ist dein verdienter Anteil."

“Aber ... also gut.” Er nahm das Geld ungern, aber er kannte Kent inzwischen so gut, daß er es nicht abschlagen konnte. “Ich pack dann meine Sachen. Ich möchte aber auch auf jeden Fall noch mit dir in Kontakt bleiben.”

"Das möchte ich auch gerne, Nathan. Ich ... ich habe dir meine Handynummer in die Rolle gelegt, du kannst mich jederzeit anrufen." Als er das sagte, löste sich der Schwarzhaarige wieder und lächelte sanft, ehe er noch einmal kurz über die Hand des Größeren streichelte. "Ich habe deine Sachen schon in die Satteltaschen gepackt, als du noch hier gearbeitet hast, Nathan ... sie liegen oben im Gästezimmer. Viel ... Spaß noch, ja ? Laß dich nicht unterkriegen, und wenn du wieder Gewitterwolken siehst, fahre ja nicht weiter." Dann drehte er sich um und ging zurück in sein Arbeitszimmer, um sich dort in seinen Sessel zu setzen und eine seiner Katzen zu streicheln. 

Aber er war nicht lange allein. Nath holte seine Sachen, stellte sie auf den Flur und ging nochmal zu Kent. “Ich hab mich noch nicht richtig verabschiedet ... du bist zu schnell weggelaufen.” Er hockte sich vor den Sessel und lächelte warm, erst dann neigte er sich zu Kent und küsste ihn voller Leidenschaft, um ihn letztlich atemlos zurückzulassen.

Und ihm folgte der Blick des schlanken Schwarzhaarigen, der im ersten Moment zu überwältigt war, um zu reagieren. Doch dann löste sich ein leises Schluchzen aus seiner Brust und er schlang die Arme um sich, als er zu weinen begann ... denn dieser Kuß war das, was er sich am Meisten gewünscht hatte, auch wenn Nathan nun für immer aus seinem Leben verschwunden war.

 

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